Kunstwerk: San Giuseppe con il Bambino
Simone Cantarini, bekannt als „Pesarese“, war eine der talentiertesten Persönlichkeiten der italienischen Malerei des frühen 17. Jahrhunderts.
Zunächst von Claudio Ridolfi ausgebildet, kam er in Bologna in die begehrte Werkstatt von Guido Reni, dem unbestrittenen Meister des klassizistischen Barockstils, der ihn als einen seiner Lieblingsschüler aufnahm. Bald jedoch trennten sich ihre Wege aufgrund von Simones Ambitionen und Guidos schwierigem Charakter. Der Maler aus Pesaro nahm nach einem kurzen Zwischenspiel in Rom den naturalistischen Stil von Guercino und seiner Schule auf (Negro, 1992; Ambrosini Massari, 2019). Das Gemälde in Cervia ist eines der reifsten Werke Cantarinis, in dem der sanfte Klassizismus von Reni (siehe Heiliger Josef mit Kind im Stadtmuseum von Rimini) mit der naturalistischen Forschung der Maler von Guercino, wie Centino, in Dialog tritt, ohne den Austausch mit der zeitgenössischen Malerei von Rimini auszuschließen (Cellini, 1985; Colombi Ferretti, 1986, 1992; Ambrosini Massari, 2019).
Der Heilige von kräftiger Statur hält ein schlafendes Jesuskind in seinen Armen, das von einem weißen Hemd bedeckt ist, das eine unglaubliche Liebe zum Detail erkennen lässt, insbesondere in den Falten des Stoffes. Die rauen Gesichtszüge und Hände Josephs, die von Alter und Müdigkeit gezeichnet sind, berauben die Szene nicht einer väterlichen Sanftheit, einer Emotionalität, die den Betrachter einbezieht und ihn zum Zuschauer dieses stillen Austauschs von Zuneigung zwischen Vater und Sohn macht, noch vor dem zwischen einem Heiligen und dem Heiland. Foschi stellt die Hypothese auf, dass dieses Bild ursprünglich in der dem heiligen Josef geweihten Kapelle in der Kathedrale des alten Cervia hing, die damals unter dem Patronat der alten Familie Mazzolani stand (Foschi, 1977).
